Sonntag, 14. April 2013

Heute

Ich fange heute an, diesen Blog zu schreiben. Als Versuch, das Geschehene - und das, was geschehen wird festzuhalten, besser zu verstehen und mitzuteilen. Diese schwere Last auf meinem Herzen etwas zu entlasten. Diese Not und Traurigkeit dieses Verlassen werdens zu verarbeiten um irgendwie damit zurechtzukommen.

Meine Mutter verschwindet. Langsam..manchmal kaum merkbar um es dann so erschreckend massiv zu tun, dass ich nicht weiss, wo ich mit all diesen Gefühlen hin soll.

Das alles begann vor so vielen Jahren. Begann mit Stimmungsschwankungen, Agressivität und mit meinem Gefühl der Ohnmacht. Ganz langsam. Von Jahr zu Jahr schlich sich immer mehr etwas in meine Mamas Leben dass Sie zwang, mich langsam zu verlassen. Die liebe, fürsorgliche Mutter auf die ich mich immer verlassen konnte. Die Freundin die da war, wenn mich keiner mehr verstanden hat. Oder mich keiner mehr mochte. Mit allen anderen Menschen war und ist es irgendwie immer wieder schwer. Verstanden werden. Sich mitteilen. Bei Mama musste ich kein Wort sagen - Sie erkannte immer worum es gerade ging und was ich brauchte.

Sie verschwand über die Jahre. Langsam. Schleichend. Für viele nicht erkennbar weil Sie die Fassade so wunderbar aufrecht erhalten konnte. Und dann dieser Tag. Ein Anruf. Es muss etwas passieren. Entscheide jetzt sofort. Die Mama weit weg. 550 km können eine Menge sein. Ich sie sofort geholt. Dann drei Wochen in die Psychatrie gegeben. Meine liebe Mama - die ich doch beschützen muss. Die in Ihrer Stärke immer so zerbrechlich war und mich so sehr brauchte seit sie wieder alleine war. Und nie alleine sein wollte. Drei Wochen jeden Tag der Besuch in der Klinik. Mama verzweifelt. Sie wusste nicht , was ihr geschah. Sie verstand nicht diese Krankheit. Die sie einfach überrollte. Wehrlos stand sie da. Weinend. Verzweifelnd. Müde. So wie ich. Nicht wissend was zu sagen. Nicht wissend was zu fühlen. Was zu Tun. Verzweifelnd vor dem was vor uns stand. Wieder Entscheidungen und dann wissend, dass nichts mehr so wird wie es einmal war. Diagnose Alzheimer. Peng. Und Punkt. Danach ein leeres Blatt. Unvorbereitet. Danach kam das Heim. Ein neuer Lebensraum für meine Mama. Wie kann ich das tun. Wie kann ich das entscheiden. Gibt es Alternativen. Gibt es Hilfe. Gibt es irgendjemanden da draussen der mir diese Entscheidung abnimmt. Mich an die Hand nimmt, mir über den Kopf streichelt und mir sagt, dass eines Tage alles wieder gut wird. Nein. Genau dieser Mensch verschwindet langsam......

IMG_5419

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

Heute
Ich fange heute an, diesen Blog zu schreiben. Als Versuch,...
pipibroll - 14. Apr, 21:51

Links

Suche

 

Status

Online seit 4038 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 14. Apr, 22:01

Credits


Profil
Abmelden
Weblog abonnieren